5 Monate Ampel: Wo stehen die politischen Vorhaben des Koalitionsvertrages heute?
5 Monate Ampel: Wo stehen die politischen Vorhaben des Koalitionsvertrages heute?
Nachdem die Ampel-Regierung im Koalitionsvertrag eine solide Basis für politische Fortschritte im Bereich des Social Entrepreneurship gelegt hat, bietet die Veröffentlichung des 4. Deutschen Social Entrepreneurship Monitors (DSEM) eine gute Gelegenheit, einen ersten Zwischenstand festzuhalten.
Bei unserem Veröffentlichungsevent am 27. April 2022 haben Zarah Bruhn, Beauftragte der Bundesregierung für Soziale Innovationen, Staatssekretär Sven Giegold aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und Parlamentarischer Staatssekretär Thomas Sattelberger aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) einige Einblicke in den Umsetzungsstand der geplanten Maßnahmen gegeben und den weiteren Fahrplan skizziert.
Nationale Strategie für Sozialunternehmertum/Soziale Innovationen aus einem Guss
Das BMWK und das BMBF werden gemeinsam die angekündigte Nationale Strategie für Sozialunternehmertum/Soziale Innovationen auf den Weg bringen. Diese wird auf dem Ressortkonzept der vorangegangenen Regierung aufbauen. Hier sollen bis Jahresende die ersten konkreten Schritte erfolgen.
Sven Giegold kündigte die zeitnahe Umsetzung eines aus EU-Mitteln finanzierten Programms “React with Impact” an. Dieses soll helfen Social Entrepreneurship weiter in die Breite der Gesellschaft zu tragen. Weitere Vorhaben des BMWK sind die im Koalitionsvertrag verankerte Schaffung einer Rechtsform “Gesellschaft mit gebundenem Vermögen” und die kontinuierliche Weiterentwicklung der öffentlichen Vergabe. Social Entrepreneurship soll außerdem integraler Bestandteil der Start-Up Strategie werden, die aktuell im BMWK erarbeitet wird.
Zarah Bruhn kündigte die Schaffung eines Beirats an, der die Arbeit des BMBF im Bereich Soziale Innovationen begleiten soll. Auch soll eine Plattform für Soziale Innovationen, die als zentrale Anlaufstelle zur Bündelung der Aktivitäten in diesem Bereich dienen soll, ins Leben gerufen werden. Im Rahmen der konsequenten Öffnung der existierenden Förderprogramme wird u.a. die Fördermaßnahme „Gesellschaft der Ideen“ durch den Baustein „Gesellschaft der Innovationen“ weiterentwickelt.
Highlights aus der Diskussionsrunde: Social Entrepreneurship im Jahr 2030
Im Rahmen der Podiumsdiskussion wurde die Frage diskutiert, wo Social Entrepreneurship in Deutschland im Jahr 2030 stehen soll. Hier waren sich die Diskutierenden einig: Social Entrepreneurship muss raus aus der Nische und zur selbstverständlichen Art des Wirtschaftens werden.
- Philip Steinberg, Leiter der Abteilung I im BMWK, nannte als Ziel, den Abbau jeglicher nachteiligeren Behandlung von Sozialunternehmen. Insbesondere über die Wettbewerbspolitik müsse eine Wettbewerbsgleichheit geschaffen werden. So könne aus der positiven Wirkung von Sozialunternehmen auch ein Wettbewerbsvorteil entstehen.
- Thomas Sattelberger warb leidenschaftlich für ein selbstbewussteres Auftreten des Sektors. Ein Miteinander auf Augenhöhe sei das Ziel.
- Stefan Empter, Vorsitzender der Stiftung Wirtschaft Verstehen, betonte die wichtige Funktion von Sozialunternehmer:innen mit Blick auf die Zukunftsvorsorge.
- Cornelia Nyssing von der Bertelsmann Stiftung betonte, dass der Zugang zu Finanzierung die größte Herausforderung für Sozialunternehmer:innen ist. Ein verbesserter Zugang zu Finanzierung sowie Fortschritte in der Wirkungsmessung seien die Grundlage für eine Weiterentwicklung des Social Entrepreneurship Sektors.
Wie geht es weiter? Unser Fazit
Fünf Monate nach dem Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung zeigen die Statements im Rahmen der Veröffentlichung des 4. DSEM, dass erste Schritte in Richtung der Umsetzung eingeleitet worden sind. Jetzt erhoffen wir uns einen zügigen Einstieg in die Ausarbeitung der Details und die tatsächliche Umsetzung der Vorhaben. Bei zwei Bausteinen sehen wir besonders dringenden Handlungsbedarf.
- Für eine wirksame Nationale Strategie für Sozialunternehmertum/Soziale Innovationen möchten wir die Notwendigkeit für einen strukturierten Prozess zur Einbindung aller relevanten Akteure betonen. Die Strategie sollte als Rahmen eine wichtige Rolle bei der Koordinierung und Verzahnung der vielfältigen Maßnahmen im Bereich Social Entrepreneurship dienen. Damit die Strategie in dieser Legislatur Wirkung entfalten kann, sollten die ersten Schritte zur Erarbeitung und Abstimmung zeitnah eingeleitet werden.
- Auch bei der Finanzierung, die, wie auch der 4. DSEM zeigt, nach wie vor eine zentrale Hürde für sozialunternehmerische Akteure ist, fehlen bisher strukturelle Maßnahmen. Es wird sich zeigen, wie genau das „React with Impact“ Programm des BMWK hier an den Wurzeln des Problems ansetzt. Wir werden uns weiterhin für eine konsequente Öffnung von Förderprogrammen (z.B. EXIST) einsetzen und auf die Notwendigkeit von dezidierten Programmen für Sozialunternehmer:innen hinweisen.
Wir bleiben am Ball, denn wir sind überzeugt, dass Social Entrepreneurship gerade in Krisenzeiten Unterstützung benötigt, damit langfristig nachhaltige Lösungen entwickelt und umgesetzt werden können. Mit Blick auf die Zukunftsvorsorge würde so unsere Resilienz deutlich gestärkt werden.
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