Time to say goodbye

31.03.2022

Time to say goodbye

Heute geht meine Reise bei SEND zu Ende, die ich am 1. September 2017 begonnen habe. Als ich kurz nach der Gründung als erste hauptamtliche Mitarbeiterin angefangen habe, hätte ich mir niemals träumen lassen, was sich daraus entwickelt.

Es kommt mir wie gestern vor, dass wir unsere Crowdfunding–Kampagne star­te­ten, bei der so viele enga­gier­te Men­schen frei­wil­lig unter­stützt haben. Gemein­sam mit der Vision, der Gesell­schaft und ins­be­son­de­re der Politik zu zeigen, dass wir inno­va­ti­ve Sozi­al­un­ter­neh­men brau­chen um gesell­schaft­li­che Her­aus­for­de­run­gen zu lösen. Die Kam­pa­gne war erfolg­reich – wir holten die ersten 100 Mit­glie­der an Board und konnten mich als erste Haupt­amt­li­che finanzieren.

Heute, ca. 4,5 Jahre später, stehen wir bei ca. 800 Mit­glie­dern und 17 Mitarbeiter:innen und 10 Regio­nal­grup­pen. Soziale Inno­va­tio­nen und Sozi­al­un­ter­neh­men sind für viele keine Fremd­wor­te mehr und inzwi­schen auch in der Bun­des­re­gie­rung verankert.

Die Ent­wick­lung der letzten Jahre war sehr rasant, immer dyna­misch, manch­mal atemlos. Und oft auch sehr her­aus­for­dernd. Wir sind auf viel Unver­ständ­nis gesto­ßen, auf geschlos­se­ne Türen und starre Struk­tu­ren.  Struk­tu­ren, die eine klare Tren­nung zwi­schen „Wirt­schaft“ und „Sozia­lem“ mani­fes­tie­ren, die finan­zi­el­le Rendite als einzige Größe für Erfolg gelten lassen und die Inno­va­tio­nen in erster Linie mit Tech­no­lo­gie ver­bin­den – nicht mit der Lösung von Problemen.

Aber für Frus­tra­ti­on war wenig Zeit und auch wenig Raum. Denn immer sind wir auch auf Men­schen gesto­ßen, die eben­falls ver­stan­den haben, dass wir nicht länger an dieser Sicht einer bipo­la­ren Welt fest­hal­ten sollten, wenn wir unsere sozia­len Pro­ble­me wirk­lich lösen wollen. Die Social Entre­pre­neur­ship als Kraft der Ver­än­de­rung ver­ste­hen und gemein­sam etwas bewegen, handeln wollen! Dieses #Gemein­sam­Wir­ken war von Beginn an unser Weg, der uns weit­ge­bracht hat. Denn wir können nur im Schul­ter­schluss mit den eta­blier­ten Akteu­ren aus Wirt­schaft, Wohl­fahrt, Ver­wal­tung und Zivil­ge­sell­schaft an einer Gesell­schaft arbei­ten, in der Ent­wick­lung und Fort­schritt so gestal­tet sind, dass sie ein wür­de­vol­les und chan­cen­ge­rech­tes Leben für alle Men­schen inner­halb der pla­ne­ta­ren Grenzen unserer Welt ermöglichen.

Und dafür brau­chen wir wei­ter­hin viel Geduld! Brücken bauen zu anderen Sek­to­ren dauert seine Zeit, erfor­dert auch Zuhören und Ver­trau­en stiften. Dabei sollten wir immer wieder reflek­tie­ren, an welchen großen Rädern wir drehen wollen und das Social Entre­pre­neur­ship eben nicht der heilige Gral, sondern ein Teil der Lösung ist. Und trotz­dem sollten wir weiter radikal bleiben – radikal an der Wurzel, um die Systeme zu ver­än­dern, die soziale und öko­lo­gi­sche Kosten aus­la­gern und Wir­kungs­ori­en­tie­rung benach­tei­li­gen! Wir können es uns als Gesell­schaft nicht leisten, hier nach­zu­las­sen, sondern müssen dafür ein­ste­hen, dass soziale und öko­lo­gi­sche Ziele in der Inno­va­ti­ons­ent­wick­lung und Unter­neh­mens­füh­rung zu einem Must-Have werden!

Ich gehe jetzt mit etwas Wehmut, aber auch mit viel Freude, darüber, was wir in den letzten Jahren gemein­sam geschafft haben. Es war schon ein ganz schönes Pri­vi­leg, mit so einem tollen Team für so ein inspi­rie­ren­des Netz­werk arbei­ten zu dürfen.

Des­we­gen gilt Euch mein großer Dank:

  • der Com­mu­ni­ty, die jeden Tag zeigt, dass eine nach­hal­ti­ge Art des Wert­schöp­fens und Soziale Inno­va­tio­nen keine Utopien sind
  • unseren Part­nern und För­de­rern, die den Mut haben, diese Vision zu unterstützen
  • dem SEND-Vor­stand, der immer inspi­riert, führt, unter­stützt und vertraut
  • und dem fan­tas­ti­schen SEND-Team, das nicht nur extrem moti­viert und kom­pe­tent arbei­tet, sondern mit dem diese Reise einfach auch so viel Spaß gemacht hat – Euch werde ich sehr vermissen

Ich bin sehr froh, dass wir mit Daniela Deuber so eine kom­pe­ten­te Nach­fol­ge­rin in der Geschäfts­füh­rung ein­stel­len konnten, die die Orga­ni­sa­ti­on weiter pro­fes­sio­na­li­sie­ren wird.

Was bei mir als nächs­tes ansteht? Erstmal Atem holen, dann reflek­tie­ren, wo und wie ich wirken will, in dieser Welt, die sich aktuell vor unseren Augen wieder so stark ver­än­dert und uns so große Her­aus­for­de­run­gen vor Augen führt. Die Mess­lat­te ist auf jeden Fall ganz schön hoch.

Ein Beitrag von
Katrin Elsemann

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