Nachrichtenlose Vermögenswerte – eine Chance für Soziale Innovationen!
Großbritannien setzt nachrichtenlose Vermögenswerte zur Finanzierung sozialer Unternehmen ein
In Großbritannien verabschiedete die Regierung 2008 das Gesetz über nachrichtenlose Bankkonten (Dormant Bank and Building Society Accounts Act), das den Startschuss für die Social Investment Wholesale Bank gab, die 2010 in Big Society Capital umgewandelt wurde. Mit 400 Millionen Pfund aus nachrichtenlosen Konten und 200 Millionen Pfund von Banken (Barclays, HSBC, Lloyds Banking Group und Royal Bank of Scotland) als Minderheitsaktionäre, fungiert Big Society Capital als Dachfonds mit dem Ziel, den Markt für soziale Investitionen im Vereinigten Königreich aufzubauen. Bisher hat Big Society Capital bewirkt, dass soziale Innovationen mit mehr als 2,5 Milliarden Pfund unterstützt wurden und andere Investoren ermutigt, sich mit 1,8 Milliarden Pfund zu beteiligen. Mehr als 1.500 Organisationen nutzen nachrichtenlose Vermögenswerte, um soziale und ökologische Herausforderungen im Vereinigten Königreich zu bewältigen. Während des Bestehens von Big Society Capital wurden über 5.000 Einzelinvestitionen getätigt.
Die Gelder ermöglichen Unternehmen die Situation der verwundbarsten Gruppen der Gesellschaft nachhaltig zu verbessern
Sozialunternehmen, die Gelder von Big Society Capital oder Intermediären erhalten, schaffen es über verschiedenste Geschäftsmodelle die Situation der schwächsten Gruppen der Gesellschaft zu verbessern und ihnen eine sinnvolle Teilhabe zu ermöglichen. Sie orientieren ihre Mission an den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN und inspirieren darüber hinaus andere Teilnehmer des Wirtschaftssektors, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken, damit ebenfalls Win-Win-Situationen für alle entstehen. Es sind Pioniere, die den Wandel unserer Gesellschaft mit positiver Wirkung gestalten.
Soziale Unternehmer:innen sehen das geschaffene Ökosystem rund um die nachrichtenlosen Vermögenswerte kritisch und haben Verbesserungsideen
Trotz der positiven Wirkung der Sozialunternehmen und vieler Intermediare, die ohne Big Society Capital so nicht existieren würden, kann und sollte die Art und Weise, wie Big Society Capital operiert, kritisch hinterfragt werden. Kritiker stellen vor allem die unangemessenen Investitionsbedingungen in Frage, einschließlich der hohen Kapitalkosten (zumeist in Form von zu hohen Darlehenszinssätzen) und der geringen Risikobereitschaft, insbesondere für diejenigen Unternehmer:innen, die streng nach der Definition eines Sozialunternehmens handeln und ihre Wirkung vor das Streben nach Gewinn stellen. Der oft langwierige Fundraising-Prozess und eine nicht auf Augenhöhe stattfindende, misstrauische Kommunikation machen das Leben der Sozialunternehmer:innen nicht leichter. Um diese Bedingungen zu verbessern, müssen erstens günstigere Zinssätze angeboten werden und es braucht geduldiges Kapital, das über große Zeithorizonte verfügbar gemacht wird. Zudem benötigt es ein Management das nicht nur die Werte, sondern auch die Denkweise von Sozialunternehmern versteht und den notwendigen Respekt für die Bemühungen von Sozialunternehmern aufbringt. Durch eine verbesserte Managementstruktur wird es dem Dachfonds zudem ermöglicht, sich schnell an Veränderungen des Sektors anzupassen. Außerdem müssen bisherige Finanzierungsinstrumente überdacht und besser an die Bedürfnisse von Sozialunternehmen angepasst werden.
Deutschland sollte aus den Fehlern lernen & Sozialunternehmer:innen mit passendem Kapital stärken
Es ist nun an den politischen Akteuren in Deutschland, welche Ziele sie mit der Einrichtung eines eigenen Social Impact Fonds erreichen wollen. Klar ist, dass die nachrichtenlosen Vermögenswerte ein großes Potenzial darstellen, um positive gesellschaftliche Wirkung über Sozialunternehmen zu erzielen. Fraglich ist nun, wie genau diese Wirkung gemessen und damit einhergehend Investitionsentscheidungen getroffen werden. Zudem muss entschieden werden, wie zwischen Wirkung und Profitabilität priorisiert wird. Werden zu niedrige Renditeerwartungen geschaffen gibt es die Gefahr von Effizienzverlusten, Managementdefiziten und möglicherweise sind andere Co-Investoren nicht in der Lage mitzuinvestieren. Dennoch steckt ein enormes Potenzial in den sozialunternehmerischen Lösungen, die keine marktüblichen Renditen erzielen können. Nachrichtenlose Vermögenswerte bieten, eine einmalige Chance für unkonventionelles Denken und das Experimentieren mit sozialen Innovationen für tiefgreifende, positive Wirkungen und systemische Veränderungen. Hier liegt eine Möglichkeit sich nicht auf die aktuellen wirtschaftlichen Grundsätze beschränken, sondern neu zu denken. Sozialunternehmer:innen sind bereit für die systemische Transformation, geben wir ihnen passendes Kapital.
Dieser Artikel basiert auf einer Forschungsarbeit zu den Effekten von Social Impact Investment aus nachrichtenlosen Vermögenswerten in Großbritannien. Falls du dich für Details der Arbeit interessiert, schreib mir gerne!
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