Social Entrepreneurship: Kriterien für das SEND Netzwerk

08.07.2020

Was ist Social Entrepreneurship?

Was ist ein Sozi­al­un­ter­neh­men und wie unter­schei­det es sich von anderen Orga­ni­sa­tio­nen und Unter­neh­men? Diese Fra­ge­stel­lun­gen beglei­ten uns in unserem Alltag auf Schritt und Tritt. Im August 2019 haben wir deshalb in einem par­ti­zi­pa­ti­ven Prozess mit vielen Sozi­al­un­ter­neh­men sowie Akteu­ren aus Wis­sen­schaft, Wirt­schaft und Wohl­fahrt eine Defi­ni­ti­on für Social Entre­pre­neur­ship erarbeitet.

„Das primäre Ziel von Social Entre­pre­neur­ship ist die Lösung gesell­schaft­li­cher Her­aus­for­de­run­gen. Dies wird durch kon­ti­nu­ier­li­che Nutzung unter­neh­me­ri­scher Mittel erreicht und resul­tiert in neuen und inno­va­ti­ven Lösun­gen. Durch steu­ern­de und kon­trol­lie­ren­de Mecha­nis­men wird sicher­ge­stellt, dass die gesell­schaft­li­chen Ziele intern und extern gelebt werden.“ (Defi­ni­ti­on, SEND 2019)

Gesellschaftliche Dimension: Wirkung für und mit der Gesellschaft

Das Ziel von Sozi­al­un­ter­neh­mer­tum ist die Lösung gesell­schaft­li­cher Her­aus­for­de­run­gen im sozia­len oder auch öko­lo­gi­schen Bereich. Um „gesell­schaft­li­che Her­aus­for­de­run­gen“ klarer zu defi­nie­ren, nehmen wir als Grund­la­ge die von der UN defi­nier­ten 17 Ziele für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (Sus­tainable Deve­lo­p­ment Goals / SDGs).

Dem­entspre­chend erwar­ten wir, dass die Kern­ak­ti­vi­tä­ten unserer ordent­li­chen Mit­glie­der klar darauf abzie­len, zumin­dest auf ein SDG positiv ein­zu­wir­ken. Und damit das nicht nur behaup­tet wird, soll dies durch ein Wir­kungs­mo­dellerkenn­bar und durch Wir­kungs­ana­ly­se trans­pa­rent gemacht werden.

Wir fragen in unseren Kri­te­ri­en also nach, ob Wir­kungs­zie­le fest­ge­legt wurden und ob die Errei­chung dieser Ziele regel­mä­ßig ana­ly­siert wird. Im besten Falle nutzen Orga­ni­sa­tio­nen aner­kann­te Instru­men­te zum Wir­kungs­ma­nage­ment, wie z.B. IMP – Impact Manage­ment Project, den Social Report­ing Stan­dard oder die Wir­kungs­trep­pe nach Phineo.

Unternehmerische Dimension: das Mittel zum Zweck

Sozi­al­un­ter­neh­men bedie­nen sich unter­neh­me­ri­scher Mittel, mit dem Ziel, die eigene Wirkung zu erhöhen. Kenn­zeich­nend dafür sind inno­va­ti­ve Pro­duk­te oder Dienst­leis­tun­gen. Sozi­al­un­ter­neh­men finan­zie­ren sich sehr unter­schied­lich, unter anderem über dem Verkauf von Produkten/Dienstleistungen, oder aber auch durch Spenden und Part­ner­schaf­ten. Als Kri­te­ri­um für Sozi­al­un­ter­neh­men ist nicht die Haupt­ein­kom­mens­quel­le ent­schei­dend, sondern eine nach­hal­ti­ge und bestän­di­ge Finanzierungsstruktur.

Hierzu fragen wir poten­ti­el­le SEND Mit­glie­der sowohl nach der Finan­zie­rungs­stra­te­gie als auch nach der finan­zi­el­len Pla­nungs­si­cher­heit. Dabei berück­sich­ti­gen wir das Alter und andere Umstän­de der Orga­ni­sa­ti­on. Min­des­tens 6 Monate Pla­nungs­si­cher­heit bei Orga­ni­sa­tio­nen, die sich vor 2018 gegrün­det haben, sind für uns zum Bei­spiel ein Kri­te­ri­um der finan­zi­el­len Nachhaltigkeit.

Ein wei­te­rer wich­ti­ger Punkt ist die Frage nach dem Inno­va­ti­ons­grad des Pro­dukts, der Dienst­leis­tung bzw. der Wir­kungs­wei­se. Hier wollen wir ver­ste­hen, ob und wie sich diese von bestehen­den Lösun­gen oder Ansät­zen im Markt unter­schei­den und somit das Poten­zi­al liefern, beson­ders wir­kungs­voll bei der Über­win­dung des gesell­schaft­li­chen Pro­blems zu sein.

Governance: Wie wird die soziale Mission dauerhaft verfolgt?

Sozi­al­un­ter­neh­men bedie­nen sich steu­ern­der und kon­trol­lie­ren­der Mecha­nis­men, um die posi­ti­ve gesell­schaft­li­che Wirkung dau­er­haft zu wahren.

Dazu gehört ins­be­son­de­re auch der Umgang mit poten­zi­el­len Gewin­nen. Hier erwar­ten wir, dass Gewinne größ­ten­teils, vor­zugs­wei­se aus­schließ­lich, für den Zweck der Orga­ni­sa­ti­on ein­ge­setzt oder gespen­det werden. Eine mehr­heit­li­che Pri­va­ti­sie­rung der Gewinne ist ein Aus­schluss­kri­te­ri­um.

Ein wei­te­res Kri­te­ri­um ist die nach­hal­ti­ge Ver­an­ke­rung der Gemein­wohl­ori­en­tie­rung in der Orga­ni­sa­ti­on. Das geht am ein­deu­tigs­ten über eine klas­si­sche Gemein­nüt­zig­keit, die ca. die Hälfte aller Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen bei SEND auch hat. Da das Gemein­nüt­zig­keits­recht aber nicht alle Wir­kungs­be­rei­che oder Geschäfts­mo­del­le von Sozi­al­un­ter­neh­men abdeckt, können andere Belege her­an­ge­zo­gen werden, die in Kom­bi­na­ti­on mit den genann­ten Kri­te­ri­en ein ein­deu­ti­ges Bild einer Gemein­wohl­ori­en­tie­rung wie­der­ge­ben. Dazu gehört zum Bei­spiel die B‑Corp Zer­ti­fi­zie­rung, eine Gemein­wohl-Bilan­zie­rung, oder die Fir­mie­rung als ein Purpose-Unter­neh­men. Außer­dem erwar­ten wir, dass die soziale Mission in der Unter­neh­mens­stra­te­gie und/oder Satzung ver­an­kert ist.

Darüber hinaus wollen wir ver­ste­hen, wie wichtig Par­ti­zi­pa­ti­on (Ein­bin­dung der Ziel­grup­pe, Mit­ar­bei­ten­den, Kund*innen und Stake­hol­dern) und Trans­pa­renz (z.B. Offen­heit im Rahmen von Stra­te­gie, Koope­ra­tio­nen, Gehäl­tern bzw. Ver­öf­fent­li­chung von Wir­kungs­be­rich­ten und Geschäfts­zah­len) in der Orga­ni­sa­ti­ons­füh­rung ist und wie diese Prin­zi­pi­en im Orga­ni­sa­ti­ons­all­tag gelebt werden. Denn auch das sind Kri­te­ri­en, die laut unserer Defi­ni­ti­on zum Kern von Social Entre­pre­neur­ship gehören.

Unsere Mit­glied­schafts­kri­te­ri­en machen trans­pa­rent, worum es uns geht, wen wir ver­tre­ten wollen – und wen nicht. Wir befin­den uns dabei in einem Ent­wick­lungs­pro­zess und werden im Aus­tausch mit unseren Mit­glie­dern sowie mit der Politik und anderen Akteu­ren diese Kri­te­ri­en kon­ti­nu­ier­lich ver­fei­nern, um unser Netz­werk authen­tisch zu halten und lang­fris­tig zu stärken.

Lasst uns wissen, was Ihr von unseren Kri­te­ri­en haltet, wo wir viel­leicht noch zu unscharf sind oder wie wir die Über­prü­fung der Kri­te­ri­en ver­bes­sern können.

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