Social Entrepreneurship: Kriterien für das SEND Netzwerk
Was ist Social Entrepreneurship?
Was ist ein Sozialunternehmen und wie unterscheidet es sich von anderen Organisationen und Unternehmen? Diese Fragestellungen begleiten uns in unserem Alltag auf Schritt und Tritt. Im August 2019 haben wir deshalb in einem partizipativen Prozess mit vielen Sozialunternehmen sowie Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft und Wohlfahrt eine Definition für Social Entrepreneurship erarbeitet.
„Das primäre Ziel von Social Entrepreneurship ist die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen. Dies wird durch kontinuierliche Nutzung unternehmerischer Mittel erreicht und resultiert in neuen und innovativen Lösungen. Durch steuernde und kontrollierende Mechanismen wird sichergestellt, dass die gesellschaftlichen Ziele intern und extern gelebt werden.“ (Definition, SEND 2019)
Gesellschaftliche Dimension: Wirkung für und mit der Gesellschaft
Das Ziel von Sozialunternehmertum ist die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen im sozialen oder auch ökologischen Bereich. Um „gesellschaftliche Herausforderungen“ klarer zu definieren, nehmen wir als Grundlage die von der UN definierten 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals / SDGs).
Dementsprechend erwarten wir, dass die Kernaktivitäten unserer ordentlichen Mitglieder klar darauf abzielen, zumindest auf ein SDG positiv einzuwirken. Und damit das nicht nur behauptet wird, soll dies durch ein Wirkungsmodellerkennbar und durch Wirkungsanalyse transparent gemacht werden.
Wir fragen in unseren Kriterien also nach, ob Wirkungsziele festgelegt wurden und ob die Erreichung dieser Ziele regelmäßig analysiert wird. Im besten Falle nutzen Organisationen anerkannte Instrumente zum Wirkungsmanagement, wie z.B. IMP – Impact Management Project, den Social Reporting Standard oder die Wirkungstreppe nach Phineo.
Unternehmerische Dimension: das Mittel zum Zweck
Sozialunternehmen bedienen sich unternehmerischer Mittel, mit dem Ziel, die eigene Wirkung zu erhöhen. Kennzeichnend dafür sind innovative Produkte oder Dienstleistungen. Sozialunternehmen finanzieren sich sehr unterschiedlich, unter anderem über dem Verkauf von Produkten/Dienstleistungen, oder aber auch durch Spenden und Partnerschaften. Als Kriterium für Sozialunternehmen ist nicht die Haupteinkommensquelle entscheidend, sondern eine nachhaltige und beständige Finanzierungsstruktur.
Hierzu fragen wir potentielle SEND Mitglieder sowohl nach der Finanzierungsstrategie als auch nach der finanziellen Planungssicherheit. Dabei berücksichtigen wir das Alter und andere Umstände der Organisation. Mindestens 6 Monate Planungssicherheit bei Organisationen, die sich vor 2018 gegründet haben, sind für uns zum Beispiel ein Kriterium der finanziellen Nachhaltigkeit.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Frage nach dem Innovationsgrad des Produkts, der Dienstleistung bzw. der Wirkungsweise. Hier wollen wir verstehen, ob und wie sich diese von bestehenden Lösungen oder Ansätzen im Markt unterscheiden und somit das Potenzial liefern, besonders wirkungsvoll bei der Überwindung des gesellschaftlichen Problems zu sein.
Governance: Wie wird die soziale Mission dauerhaft verfolgt?
Sozialunternehmen bedienen sich steuernder und kontrollierender Mechanismen, um die positive gesellschaftliche Wirkung dauerhaft zu wahren.
Dazu gehört insbesondere auch der Umgang mit potenziellen Gewinnen. Hier erwarten wir, dass Gewinne größtenteils, vorzugsweise ausschließlich, für den Zweck der Organisation eingesetzt oder gespendet werden. Eine mehrheitliche Privatisierung der Gewinne ist ein Ausschlusskriterium.
Ein weiteres Kriterium ist die nachhaltige Verankerung der Gemeinwohlorientierung in der Organisation. Das geht am eindeutigsten über eine klassische Gemeinnützigkeit, die ca. die Hälfte aller Mitgliedsorganisationen bei SEND auch hat. Da das Gemeinnützigkeitsrecht aber nicht alle Wirkungsbereiche oder Geschäftsmodelle von Sozialunternehmen abdeckt, können andere Belege herangezogen werden, die in Kombination mit den genannten Kriterien ein eindeutiges Bild einer Gemeinwohlorientierung wiedergeben. Dazu gehört zum Beispiel die B‑Corp Zertifizierung, eine Gemeinwohl-Bilanzierung, oder die Firmierung als ein Purpose-Unternehmen. Außerdem erwarten wir, dass die soziale Mission in der Unternehmensstrategie und/oder Satzung verankert ist.
Darüber hinaus wollen wir verstehen, wie wichtig Partizipation (Einbindung der Zielgruppe, Mitarbeitenden, Kund*innen und Stakeholdern) und Transparenz (z.B. Offenheit im Rahmen von Strategie, Kooperationen, Gehältern bzw. Veröffentlichung von Wirkungsberichten und Geschäftszahlen) in der Organisationsführung ist und wie diese Prinzipien im Organisationsalltag gelebt werden. Denn auch das sind Kriterien, die laut unserer Definition zum Kern von Social Entrepreneurship gehören.
Unsere Mitgliedschaftskriterien machen transparent, worum es uns geht, wen wir vertreten wollen – und wen nicht. Wir befinden uns dabei in einem Entwicklungsprozess und werden im Austausch mit unseren Mitgliedern sowie mit der Politik und anderen Akteuren diese Kriterien kontinuierlich verfeinern, um unser Netzwerk authentisch zu halten und langfristig zu stärken.
Lasst uns wissen, was Ihr von unseren Kriterien haltet, wo wir vielleicht noch zu unscharf sind oder wie wir die Überprüfung der Kriterien verbessern können.
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