Herausforderungen für Sozialunternehmen in der Corona-Krise

27.03.2020

Herausforderungen für Sozialunternehmen in der Corona-Krise

Seit knapp zwei Wochen herrscht Aus­nah­me­zu­stand in unserer Gesell­schaft. Die Folgen sind auch für die Sozi­al­un­ter­neh­men mehr als deut­lich. Viele werden mit Ihren Lösun­gen jetzt mehr denn je gebraucht, da sie mit inno­va­ti­ven Ansät­zen im Gesund­heits­be­reich, Nach­bar­schafts­hil­fe oder in der Digi­ta­li­sie­rung von Bildung akut helfen können.

Doch auch die Schwie­rig­kei­ten in der Krise werden mehr als deut­lich. Die Ergeb­nis­se zu unserer Umfrage zu den Her­aus­for­de­run­gen in Zusam­men­hang mit Corona zeigen klar: Viele Social Entre­pre­neurs sind von den Aus­wir­kun­gen der Corona-Krise in ihrer Exis­tenz bedroht, da sie ihre Kund:innen nicht errei­chen, Pro­jek­te nicht umge­setzt werden können, Auf­trä­ge und Umsätze wegbrechen!

Dabei gehören die Absagen von Ver­an­stal­tun­gen, die geschlos­se­nen Bil­dungs­ein­rich­tun­gen und die sin­ken­de Kauf­kraft von Kunden (B2B / Öffent­li­che Hand / End­kun­den) zu den größten Herausforderungen.

34% der teil­neh­men­den Social Entre­pre­neurs gaben an, inner­halb von drei Monaten nicht mehr geschäfts­fä­hig zu sein – das ist alar­mie­rend. Aber auch nicht ver­wun­der­lich, da Sozi­al­un­ter­neh­men sich voll und ganz der gesell­schaft­li­chen Wirkung ver­schrei­ben und Sicher­hei­ten / finan­zi­el­le Rück­la­gen keine Prio­ri­tät haben, bzw. nicht möglich sind. Wenn die Umsätze weg­fal­len und kein lang­fris­ti­ger För­der­part­ner an der Seite steht droht sehr schnell die Insolvenz.

Des­we­gen ist auch der Bedarf nach finan­zi­el­ler Unter­stüt­zung sehr groß. Laut unserer Umfrage werden Liqui­di­tät in Form von Dar­le­hen, Zuschüs­sen oder unbü­ro­kra­ti­schen För­der­maß­nah­men drin­gend gebraucht, um Sozi­al­un­ter­neh­men durch die Krise zu bringen.

Wen schützt der Schutzschirm?

Die Bun­des­re­gie­rung hat diese Woche ein Mil­li­ar­den­pa­ket ver­ab­schie­det, welches die Wirt­schaft sta­bi­li­sie­ren soll. Dazu gehören Kredite und Liqui­di­täts­bei­hil­fen für Unter­neh­men und auch nicht rück­zahl­ba­re Zuschüs­se für Kleinst­un­ter­neh­men und Selbst­stän­di­ge. Und wir müssen wieder fest­stel­len: Sozi­al­un­ter­neh­men fallen größ­ten­teils durchs Raster!

Das gilt sowohl für Sozi­al­un­ter­neh­men mit gewerb­li­cher Ver­fasst­heit als auch für gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­tio­nen. Erstere mussten bereits erfah­ren, dass Kre­dit­an­fra­gen zu den vom Bund bereit­ge­stell­ten Liqui­di­täts­pro­gram­men von ihrer Haus­bank abge­lehnt werden, da sie nicht „pro­fi­ta­bel“ genug seien.

„Gerade Unter­neh­men, wie wir, deren Focus auf Umwelt­schutz, soziale Wirkung und Impact (in Afrika) liegt, bzw. die sich im Aufbau befin­den und nach­hal­ti­ge Geschäfts­mo­del­le auf­bau­en, werden durch die Corona-Krise nicht vom “Staat” geschützt, obwohl dieser durch das Lock­down die Geschäfts­grund­la­ge ent­zieht“, berich­tet zum Bei­spiel Torsten Schrei­ber, von Africa Gre­en­Tec von den ernüch­tern­den Erfahrungen.

Gemein­nüt­zi­ge Unter­neh­men dürfen keine Rück­la­gen bilden und kommen daher nur selten für Kredite in Frage. Für klei­ne­re gemein­nüt­zi­ge Sozi­al­un­ter­neh­men könnten jedoch die Sofort­hil­fe­maß­nah­men für Klein­un­ter­neh­men bis max. 10 Mit­ar­bei­ten­den hilf­reich sein. Gemein­nüt­zi­ge sind jedoch in dem Paket der Bun­des­re­gie­rung – zumin­dest bisher – noch nicht vor­ge­se­hen. Aber – und hier ist ein Licht­streif am Hori­zont – zum einen werden die Pakete noch kon­ti­nu­ier­lich ange­passt (des­we­gen müssen wir laut sein!) und zum anderen sind die Bun­des­län­der für die Umset­zung ver­ant­wort­lich und können letzt­lich selbst ent­schei­den, wer Zugang erhält. Baden-Würt­tem­berg und Berlin haben gemein­nüt­zi­ge Sozi­al­un­ter­neh­men bereits expli­zit inklu­diert – andere Länder sollten folgen!

Trotz­dem wird es viele Sozi­al­un­ter­neh­men geben, die nicht über diese Maß­nah­men unter­stützt werden können, weil sie zu groß oder zu klein sind, die falsche Rechts­form haben, zu wenig oder zu viel wirt­schaft­lich tätig sind… Ihr kennt das schon.

Hier gilt es wei­ter­hin: Zusam­men­ste­hen, nach Lösun­gen suchen, sich gegen­sei­tig unterstützen.

“Berlin und Deutsch­land werden nach Ende der Krise mehr denn je eine starke Zivil­ge­sell­schaft brau­chen, die die Politik dabei unter­stützt, unsere Demo­kra­tie zu stärken und soziale Folgen der Krise auf­zu­fan­gen. Wir brau­chen daher drin­gend Finanz­hil­fen für den dritten Sektor jen­seits von Kre­di­ten.“, so Maja Hebel von Diversicon.

Neben den öffent­li­chen Finanz­hil­fen sind es Stif­tun­gen, Impact Inves­to­ren und andere För­de­rer, die jetzt zeigen können, wie sie in der Krise reagieren!

Wir haben Euch hier eine Samm­lung zu Hilfs­an­ge­bo­ten, Stel­lung­nah­men und wei­te­ren Tipps zusam­men­ge­stellt, die für Social Entre­pre­neurs rele­vant sind. Wir aktua­li­sie­ren dieses kon­ti­nu­ier­lich. Schickt uns Eure Tipps/Erfahrungen gern via Slack (als SEND-Mit­glied) #corona oder auch direkt an Katrin (katrin.elsemann@send-ev.de).

Illus­tra­ti­on by Danae Diaz @kombinatrotweiss

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